Zahnprobleme
von
Marion Reich
veterinärmedizinische
Beratung: Dr. Frank Künzel
Die
Zähne eines Meerschweinchen wachsen ein Leben lang. Werden
sie nicht ausreichend abgenutzt oder liegt eine Fehlstellung und
daraus resultierend ein fehlender Gegenbiss vor, wachsen die Zähne
ungehindert weiter.
Dadurch kann das Meerschweinchen je nach Ausprägung unterschiedlich
stark bei der Nahrungsaufnahme behindert werden.
Die
Schneidezähne sollten regelmäßig kontrolliert
werden. Achten Sie dabei besonders auf die Länge, die Stellung,
die Farbe der Zähne und auf allfällige Futterreste, die
sich manchmal zwischen den (oberen) Schneidezähnen verfangen
können. Wachsen die Zähne ungleichmäßig, sollten
Sie das Meerschweinchen einem Tierarzt vorstellen.
Schneidezähne eines gesunden Meerschweinchens |
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Überlange
Schneidezähne als Folge einer chronischen Zahnfehlstellung |
extrem schief abgenutzte Schneidezähne bei einem Meerschweinchen
aus einem Vernachlässigungsfall |
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Bricht
ein Schneidezahn ab, ist das Tier meistens nicht sonderlich
am Fressen gehindert. Kontrollieren Sie aber genau, ob es tatsächlich
ausreichend Futter zu sich nehmen kann. Es besteht auch die Möglichkeit,
das Saftfutter (Gurke etc.) zu zerkleinern. So kann es leichter
aufgenommen werden. Beim Heufressen sollte es zu keinen Problemen
kommen.
Der Zahn wächst normalerweise innerhalb von wenigen Tagen nach.
Sollte er schief nachwachsen, ist auf jeden Fall ein Tierarztbesuch
notwendig. Ebenso wenn mehrere Schneidezähne auf einmal abbrechen.
Dann kann es auch sein, dass für einige Tage eine zusätzliche
Breifütterung angebracht
ist. Grundsätzlich sollte die Fütterung mit einer Spritze
jedoch nicht unnötig lange fortgeführt werden, da die
Backenzähne ebenso nachwachsen und durch die fehlende Aufnahme
von Heu leicht zu lang werden, was wieder zu Problemen beim Fressen
führen kann.
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Füttern
mit klein geschnittenem Gemüse, wenn Schneidezähne
abgebrochen sind |
Brückenbildung
der Backenzähne
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Die
Backenzähne sind nicht so einfach zu kontrollieren wie
die Schneidezähne. Bei Verdacht auf Zacken- oder gar Brückenbildung
der Backenzähne ist ein Tierarztbesuch unbedingt notwendig.
Symptome können zB geringere Futteraufnahme, Durchfall, Speicheln,
ungewöhliches Kauverhalten und/oder Gewichtsverlust sein. Häufig
läuft das Tier hungrig zum Futter und wendet dann doch nur
den Kopf ab. Manchmal hat man sogar den Eindruck, dass das betreffende
Meerschweinchen frisst, in Wirklichkeit kann es das Futter aber
nicht ausreichend zerkleinern. In manchen Fällen kann das Futter
wieder aus dem Maul herausfallen. Das erste Anzeichen kann die Verweigerung
der Heuaufnahme sein.
Die
beste Vorbeugung gegen Zahnprobleme ist eine artgerechte
Fütterung mit ständig verfügbarem, hochwertigen Heu
(das ruhig auch einmal ein paar härtere Stängel enthalten
darf), ausreichend strukturiertem Saftfutter wie frischen Kräutern
und keinem oder sehr wenig Kraftfutter. Nachdem Probleme mit den
Backenzähnen nicht immer sofort offensichtlich sind, ist es
wichtig, stets genau
darauf zu achten, ob alle Meerschweinchen der Gruppe ausreichend
fressen.
Außerdem ist es ratsam, das Gewicht
der Tiere regelmäßig (wöchentlich oder alle vierzehn
Tage) zu kontrollieren und immer ungefähr zur gleichen Tageszeit
zu wiegen. Ebenso sollte bei dem Zeitpunkt der Gewichtskontrolle
der gleiche Zeitabstand zur Fütterung eingehalten werden. Geringe
Gewichtsschwankungen sind vollkommen normal. Verliert ein Tier über
einen längeren Zeitraum kontinuierlich leicht oder in einem
kurze Zeitraum stärker an Gewicht, sollte es einem Tierarzt
mit Meerschweinchenerfahrung vorgestellt werden.
Mit
gekürzten Zähnen sollte das Meerschweinchen eigentlich
wieder problemlos zu fressen beginnen. Es kann aber vorkommen, dass
die Zackenbildung der Zähne erst im fortgeschrittenen Stadium
der Erkrankung diagnostiziert wird. Vielfach können zu diesem
Zeitpunkt Verletzungen der Backenschleimhaut oder der Zunge festgestellt
werden. In diesem Fall sollte auf jeden Fall ein Schmerzmittel verabreicht
und das Tier eventuell einige Tage künstlich ernährt werden.
Liegt
eine angeborene Fehlstellung der Zähne oder ein angeborenes
Problem mit dem Kiefer vor, sind regelmäßige Tierarztbesuche
und Zahnkorrekturen unumgänglich. Tiere mit angebohrenen Zahn-
oder Kieferproblemen dürfen niemals zur Zucht eingesetzt werden!
Bei diesen Zahnpatienten ist es besonders wichtig, dass sie mit
Heu und strukturiertem Saftfutter
gefüttert werden. Körner- oder Pelletfutter sollte möglichst
gar nicht angeboten werden. Fallweise kann nach den Zahnkorrekturen,
die je nach Schwere der Erkrankung im Abstand von einigen Wochen
bis Monaten erfolgen müssen, eine Zufütterung mit speziellen
Futtermitteln zur Eingabe mit der Spritze (u. a. Critical Care,
Herbi Feed, Rodicare instant) erforderlich sein. Diese Zufütterung
sollte aber immer nur so kurz wie möglich erfolgen, da es wichtig
ist, dass die Tiere möglichst schnell wieder selbstständig
fressen, um einen kontinuierlichen Abrieb der Backenzähne durch
den Mahlvorgang zu gewährleisten.
geöffneter
Kieferabszess
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Relativ
häufig treten bei Meerschweinchen auch Abszesse im Bereich
des Kopfes auf. Diese lokal abgekapselten Eiterherde treten besonders
im Bereich des Unterkiefers auf und entstehen in der Regel als Folge
von entzündlichen Veränderungen im Bereich des Zahnfaches.
Ein solcher Abszess kann die Nahrungsaufnahme einschränken
und ein ungleiches Wachstum der Zähne bewirken.
Liegt der Abszess im Bereich der Backenzähne des Oberkiefers,
kann er auch zu einem Hervortreten des Augapfels (Exophthalmus)
führen.
In
jedem Fall muss ein Meerschweinchen mit Verdacht auf derartige Zahnprobleme
oder einen Abszess umgehend einem Tierarzt vorgestellt werden!
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