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Rassespezifische
Verhaltensweisen
von
Marion Reich
Was
die Haltung angeht, stellen die meisten Meerschweinchenrassen sehr
ähnliche Ansprüche. Bei Langhaartieren muss nur die Fellpflege
berücksichtigt werden, also das regelmäßige Bürsten
der Tiere und das Schneiden des Fells, besonders am Hinterteil.
Glatthaartiere, Rosetten-, Rex- und US-Teddy-Meerschweinchen benötigen
dagegen normalerweise keine Unterstützung bei der Fellpflege.
Was
den Charakter einzelner Rassetiere angeht, hört man immer wieder,
dass Langhaarmeerschweinchen ruhiger sein sollen und Rosettenmeerschweinchen
gesprächiger. Es gibt allerdings meines Wissens keinen wissenschaftlichen
Beleg für diese Behauptungen und man trifft durchaus aufgeweckte
Langhaarmeerschweinchen und eher schweigsame Rosetten. Erfahrene
Züchter vertreten eher die These, dass bestimmte Charaktereigenschaften
in bestimmten Zuchtlinien stärker vertreten sind, sodass es
durchaus sein kann, dass manche Langhaarzuchtlinien tatsächlich
ruhigere Tiere hervorbringen als andere.
Durch
die unterschiedliche Haarlänge und Fellstruktur kann sich die
Körpersprache von Tieren einzelner Rassen etwas unterscheiden.
Es kann auch durchaus sein, dass die Körpersprache, besonders
was zB das Sträuben bzw. das Anlegen des Fells angeht, nur
eingeschränkt möglich ist. Das größte Repertoir
an Fellstellungen, von eng angelegt über locker getragen bis
stark gesträubt, findet man natürlich bei kurzhaarigen
Glatthaartieren, daher kann der Halter das Ausdrucksverhalten von
Glatthaartieren im Allgemeinen am leichtesten lesen.
Bedingt
durch Unterschiede in der Körpersprache kann es unter Meerschweinchen
unterschiedlicher Rassen zu Missverständnissen kommen, wenn
die Tiere zum ersten Mal Vertretern dieser anderen Rassen begegnen.
Ein Glatthaarmeerschweinchen, das noch nie in seinem Leben mit einem
Rosettenmeerschweinchen Kontakt hatte, kann zB das aufgestellte
Fell des anderen leicht als agressive Geste missdeuten.
Auch
als Halter kann man Unterschiede aufgrund der Fellstruktur bemerken.
So lassen sich Rosetten im Allgemeinen nicht gern über den
ganzen Körper streicheln, weil man sie dabei unweigerlich gegen
den Strich streichelt. Sie genießen eher ein lokales Kraulen.
Schopfmeerschweinchen (Crested,
english oder american) werden wieder nicht gerne am Kopf gestreichelt,
wieder weil man dabei gegen den Strich streicheln, sondern ziehen
es vor, wenn man sie am Oberkopf hinter der Stirnrosette berührt.
Manche
Rassen haben möglicherweise eine besondere Anfälligkeit
für gewisse Erkrankungen, zB Satinmeerschweinchen für
die unheilbare Krankheit Osteodystrophie, die in einigen Zuchtlinien
vermehrt aufgetreten ist. Dalmatiner-
und Schimmelmeerschweinchen tragen einen Letalfaktor und dürfen
daher nicht mit anderen Tieren mit Dalmatiner- und /oder Schimmelfärbung
oder weißen Tieren, die mögliche Träger des Letalfaktors
sind, verpaart werden.
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