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Woran
erkennt man ein ängstliches Meerschweinchen?
von
Marion Reich
Meerschweinchen
reagieren im Allgemeinen entweder durch Flucht oder durch Erstarren,
wenn sie erschreckt werden. Das Erstarren (auch Freezing) wird leider
immer wieder falsch interpretiert, wenn jemand ein Meerschweinchen
am Arm hält und es sich so gar nicht rührt. Das wird dann
häufig so interpretiert, dass es dem Meerschweinchen so gut
gefällt, dass es gar nicht mehr weg will. In Wirklichkeit hat
sich das Tier still ergeben, weil es keinen Ausweg aus der Situation
durch Flucht sieht.
Ein ähnliches Phänomen kann man auch erleben, wenn man
ein Meerschweinchen auf den Rücken umdreht - es kann vorkommen,
dass es dann ganz still liegen bleibt. Auch hierbei handelt es sich
im Allgemeinen um Freezing. Um den Tieren den Stress zu ersparen,
sollte man sie nur auf den Rücken umdrehen, wenn es unbedingt
erforderlich ist, zB bei einer tierärztlichen Untersuchung.
Denn es gibt keine beängstigender Situation für ein Fluchttier
wie das Meerschweinchen, wenn es keinen Bodenkontakt mit den Füßen
hat und daher nicht flüchten kann.
Woran
erkennt man Erstarren (Freezing)?
Das Freezing ist durch eine komplette Starre des Körpers gekennzeichnet.
Wenn man ein Meerschweinchen zB auf den Boden in einem fremden Zimmer
setzt, kann es vorkommen, dass es für einen langen Zeitraum
an genau derselben Stelle sitzen bleibt, ohne sich im Geringsten
zu bewegen. Nicht einmal das Näschen schnuppert aufgeregt.
Alles ist erstarrt, die Augen sind im Allgemeinen aufgerissen.
Aber auch das Gegenteil kann ein Zeichen von Freezing sein: Ein
vollkommen schlaffer Körper kann bedeuten, dass das Tier jede
Gegenwehr eingestellt hat und sich vollkommen seinem Schicksal ergibt.
Nicht zu verwechseln mit dem entspannten Zustand, in dem normalerweise
trotzdem noch eine gewisse Körperspannung zu erkennen ist.
Woran
erkennt man, dass das Meerschweinchen Angst hat?
Ein Meerschweinchen, das sich fürchtet, hat im Allgemeinen
sein Fell eng angelegt (was natürlich nur bei einem glatthaarigen
Kurzhaarmeerschweinchen zu beobachten ist) und die Augen weit aufgerissen.
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Im
linken Bild sieht man die typisch aufgerissenen Augen eines
Meerschweinchens, das sich fürchtet. Wie sehr sich das
Tier fürchtet, kann man leicht herausfinden, wenn man vorsichtig
mit einem Finger oberhalb des Auges vorbeistreichelt. Bei einem
total verschreckten Meerschweinchen bleiben die Augen weit aufgerissen.
Auf dem Foto rechts sieht man ein entspanntes Meerschweinchen,
das die Augen schließt, wenn man über den Kopf streichelt. |
Ein
weiteres Anzeichen für Angst, das man besonders beim Freilauf
manchmal gut beobachten kann, ist das für viele Nagetiere typische
"Bauchschleifen". Hier ist das Tier in einem Zwiespalt,
ob es sich mehr fürchten soll oder ob es die entsprechende
Situation untersuchen soll.
Auch
ein schneller Wechsel zwischen Flucht und Erstarren ist typisch
für ein Meerschweinchen, das sich fürchtet. Die Tiere
starten in hohem Tempo durch, aber nur für ein paar Schritte,
dann bremsen sie abrupt, bleiben kurz erstarrt sitzen, starten dann
wieder durch usw.
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