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Achtung
Plexiglas!
von
Marion Reich
Es
gibt viele Meerschweinchenhalter, die der Meinung sind, dass eine
artgerechte Haltung von Meerschweinchen in Käfigen mit Gitteroberteil
nicht möglich ist. Während ich sofort zustimme, dass die
allermeisten Käfige viel zu klein sind, stimmt es nicht, dass
eine Gehegeeinfassung mit Gitterelementen für Meerschweinchen
prinzipiell ungeeignet ist.
Da
Meerschweinchen ihre Umwelt primär durch Geruchssinn und Gehörsinn
wahrnehmen - und nicht wie der Mensch mit den Augen - haben Gitter
für Meerschweinchen durchaus Vorteile, denn man kann durch
sie gut schnuppern und alle Gefahren außerhalb des Geheges
abchecken. Es sind im Gegenteil die menschlichen Halter, die sich
mit Gitter im Wohnraum nicht so gern abfinden. Gitter ist schließlich
für die meisten Menschen mit Eingesperrtsein verknüpft
- und das soll es natürlich für die Meerschweinchen nicht
sein. Man darf allerdings nicht unterschätzen, dass Meerschweinchen
als ängstliche Fluchttiere einen sicheren Rückzugsort
sehr zu schätzen wissen. Mit entsprechender Größe
des Geheges und häufigem, am besten täglichem Freilauf
im Zimmer wird der sichere Rückzugsort auch sicher nicht zum
Gefängnis.
Plexiglas
sieht zwar für den Menschen schöner aus und der Halter
hat eine gute Sicht auf die Meerschweinchen, aber aus der Sicht
der Tiere gibt es durchaus einige Nachteile. Besonders bei Eigenbauten,
die auf relativ kleiner Grundfläche und dafür mit mehreren
Etagen in die Höhe gebaut sind, besteht die große Gefahr,
dass die Luftzirkulation nicht ausreichend ist und die Tiere durch
dauernde Ammoniakbelastung anfälliger für Erkrankungen
des Atmungssystems werden. Prinzipiell besteht diese Gefahr bei
jedem Gehege, das zu dicht abgeschlossen ist, auch bei Gehegen aus
Songmics-Platten mit zu kleiner Grundfläche.
Dadurch
ist besonders bei heißem Wetter eine größere Gefahr
für einen Hitzschlag gegeben,
da die Seitenwände die Luftzirkulation einschränken und
es leicht zu einem Hitzestau kommt. Durch den ungenügenden
Luftaustausch kommt es auch leichter zu einem Feuchtigkeitsstau,
der zu Schimmelbildung in den Gehegeecken führen kann.
Meerschweinchen scheiden wie alle Säugetiere mit ihrem Urin
Harnstoff aus, ein Abbauprodukt des Eiweißsstoffwechsels des
Körpers. Der Harnstoff zersetzt sich an der Luft schnell zu
Ammoniak, einem schweren Atemgift. Hält man Meerschweinchen
in Gehegen, die keine ausreichende Luftzirkulation haben, kann die
Ammoniakfreisetzung zu einer Schädigungen
der Atmungsorgane führen.
Ich
habe jetzt zwar schon länger keinen Käfig mit geschlossener
Plastikhaube mehr im Zoofachhandel gesehen, aber es ist nicht auszuschließen,
dass diese Art Käfig noch immer erhältlich ist. Vor diesen
Käfigen kann man gar nicht eindringlich genug warnen, denn
sie sind für die Meerschweinchenhaltung (unabhängig von
der viel zu geringen Größe) absolut ungeeignet und sogar
gefährlich.
Diese Käfige haben zusätzlich zur Plastikuntertasse auch
ein seitlich bis nach oben geschlossenes Plastikoberteil, meistens
mit einem Gitterfenster in der Oberseite. Diese Käfige können
zu starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen der darin gehaltenen
Tiere führen, auch wenn sie zugegebenermaßen den Vorteil
haben, dass keine Einstreu oder Heu aus dem Käfig fallen kann.
Dieser kleine Vorteil für den Halter darf aber nicht als Entschuldigung
dafür benutzt werden, die Tiere in diesen ungeeigneten Käfigen
zu halten.
Soll
bei einem Eigenbau Plexiglas verwendet werden, ist immer darauf
zu achten, dass die Grundfläche so groß wie möglich
und die Luftzirkulation trotzdem gegeben ist. Plexiglas ist nicht
immer das Mittel der Wahl, um den Eigenbau zu begrenzen, auch wenn
es schön aussieht. Aber die optischen Vorzüge für
den Menschen dürfen niemals die Grundbedürfnisse der Meerschweinchen
einschränken.
Natürlich
fällt bei der Verwendung von Plexiglas auch weniger Einstreu
und Heu auf den Boden, aber wenn man Meerschweinchen halten will,
muss man sich mit ein bisschen Schmutz wohl abfinden - zum Wohl
der Tiere.
Also zeigen Sie durchaus auch einmal Mut zu Gitter!
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