Umgang
mit blinden Meerschweinchen
von
Marion Reich
Meerschweinchen
orientieren sich in erster Linie mithilfe ihres Geruchs-, Tast-
und Gehörsinns in ihrer Umwelt. Der Sehsinn spielt zwar auch
eine wichtige Rolle bei der Orientierung und (bei Wildmeerschweinchen)
beim Erkennen von Fressfeinden, aber auch blinde Meerschweinchen
finden sich in ihrem gewohnten Umfeld gut zurecht. Mehr zu den Sinnesleistungen
von Meerschweinchen finden Sie hier.
Meerschweinchen
können aus verschiedenen Gründen erblinden. Ist nur ein
Auge betroffen, ist die Ursache meist eine Verletzung. Bei Meerschweinchen,
die auf einem Auge blind sind, kann man normalerweise keine Beeinträchtigung
feststellen.
Sind
beide Augen betroffen, liegt die Ursache häufig in einer Linsentrübung
(Katarakt), die durch Diabetes mellitus verursacht oder angeboren
sein kann. Linsentrübungen treten auch bei alten Meerschweinchen
auf. Mehr zu Augenerkrankungen bei Meerschweinchen finden Sie hier.
Mithilfe
des Geruchs-, Tast- und Gehörsinns finden sich auch Meerschweinchen,
die auf beiden Augen blind sind oder deren Sehleistung stark eingeschränkt
ist, im gewohnten Umfeld meist gut zurecht. Es ist daher wichtig,
dass die Gehegegestaltung möglichst gleich belassen wird und
notwendige Veränderungen langsam durchgeführt werden.
Findet sich ein blindes Meerschweinchen in einer vollkommen ungewohnten
Umgebung wieder, kann das für das Tier großen Stress
bedeuten. Die größte Einschränkung blinder Meerschweinchen
wird beim Springen offensichtlich. Häufig meiden sie es ganz.
Blinde Meerschweinchen sollten daher möglichst auf einer Ebene
gehalten werden und bei der Einrichtung ist darauf zu achten, dass
das blinde Tier uneingeschränkten Zugang zu Unterschlupfmöglichkeiten,
Futter und Wasser hat, ohne dabei Hindernisse überwinden zu
müssen.
Bei
der Futtersuche sind jüngere, blinde Meerschweinchen nicht
eingeschränkt, weil ihr Geruchssinn sehr fein ist. Bei älteren
Tieren, bei denen mehrere Sinnesleistungen nachlassen, muss der
Halter besonders darauf achten, dass das Tierchen genug Futter findet
und auch in Ruhe fressen kann.
Es
spricht nichts dagegen, einem blinden Meerschweinchen Freilauf im
Zimmer anzubieten, solange man auch hier darauf achtet, dass die
Gestaltung des Freilaufbereichs möglichst gleich gehalten wird
und Verletzungsgefahren ausgeschlossen werden. Man sollte ein blindes
Meerschweinchen aber nicht dazu zwingen. Manchmal können ein
paar gut platzierte Leckerbissen helfen, die anfängliche Zurückhaltung
zu überwinden.
Innerhalb
der Gruppe finden sich blinde Meerschweinchen häufig gut zurecht.
Gerade bei langsam fortschreitendem Verlust des Sehsinnes können
sich auch die anderen Tiere daran gewöhnen, dass das erblindende
Meerschweinchen in manchen Situationen anders reagiert. Es kann
aber leider auch vorkommen, dass blinde Meerschweinchen innerhalb
der Gruppe bedrängt werden, weil sie auf die Körpersprache
der anderen Tiere nicht angemessen reagieren. In solchen Fällen
sollte die Gruppenzusammensetzung entsprechend verändert werden.
Um
unnötiges Erschrecken zu vermeiden, ist es besonders wichtig,
blinde Meerschweinchen durch Ansprechen auf sich aufmerksam zu machen,
bevor man sie streichelt, hochhebt oder ihnen auch nur Futter anbietet.
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Linsentrübung
bei einem Meerschweinchen mit Diabetes mellitus |
frische
Augenverletzung
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Blindheit
als Folge einer alten Augenverletzung |
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