Streit
in der Gruppe
von
Marion Reich
In
den meisten Fällen leben Meerschweinchen recht friedlich zusammen,
wenn die aufregende Phase der Vergesellschaftung vorbei ist. Es
kann aber auch in bestehenden Gruppen zu Streit kommen. Die Gründe
dafür können vielfältig sein.
Manchmal
hat es damit zu tun, dass ein junges Meerschweinchen in die Phase
kommt, in der es seinen Platz in der Hiercharie der Gruppe findet.
Es kann vorkommen, dass ein ranghohes Weibchen in der Gruppe alters-
oder krankheitsbedingt von einem jüngeren Weibchen herausgefordert
wird.
Weibchen mit hormonell aktiven Eierstockzysten können aber
durchaus recht aggressives Verhalten zeigen und es kann auch (besonders
im Frühling) zu "Hormonspitzen" kommen, die die ganze
Gruppe in Unruhe versetzen. Normalisiert sich der Hormonspiegel
wieder, kehrt auch wieder Friede in der Truppe ein.
Auch
das Alter kann Auswirkungen auf die Gruppe haben. Manche
Tiere werden mit dem Alter friedlicher und einander milder gestimmt,
andere werden im Alter besonders grießgrämig.
Stirbt ein Meerschweinchen, kann das ebenfalls zu Missstimmungen
zwischen den verbliebenen Gruppenmitgliedern führen. Denn
jede Änderung in der Gruppenzusammensetzung kann unvorhersehbare
Folgen haben.
Wenn Sie ein Tier aus der Gruppe entfernen oder ein neues hinzufügen,
beeinflusst das das soziale Gefüge und die Rangordnung. Meerschweinchen
sollten daher nur dann aus einer Gruppe genommen bzw. getrennt werden,
wenn es absolut notwendig ist.
Es
sollte auch genau abgewogen werden, welche neuen Gruppenmitglieder
in eine Gruppe gesetzt werden. Manche Gruppe sind sehr tolerant
und akzeptieren Neuzugänge problemlos. Bei anderen Gruppen
kann es schon eine Herausforderung sein, ein Jungtier in die Gruppe
zu setzen.
Kommt
es in einer etablierten Gruppe zu Streit, handelt es sich dabei
meistens um friedliche Auseinandersetzungen, bei denen man sich
nicht weiter einzumischen braucht. Kritischer wird es, wenn sich
die Tiere ineinander verbeißen oder einander verletzen.
Am häufigsten kommt es in Bockgruppen zu plötzlicher Aggression,
die eine Trennung der Tiere notwendig machen kann. Dieses Verhalten
tritt vor allem in den so genannten "Rappelphasen" auf.
Mehr dazu lesen Sie hier.
In Haremsgruppe oder Weibchengruppen kommt es seltener zu so heftigen
Auseinandersetzungen, dass sich die Tiere wirklich schwerwiegend
verletzen oder getrennt werden müssen.
Generell
sollte man nur eingreifen, wenn die Gesundheit der Tiere in Gefahr
ist oder größte Panik herrscht. Meistens schlichten sich
kleinere Streitereien von selbst, sind viel lauter als gefährlich
und dienen vor allem dazu, die Hierarchie festzulegen. Allerdings
sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass plötzliche und
vollkommen untypische Aggressivität auch ein Zeichen für
ein Gesundheitsproblem darstellen kann. Wird Ihr sonst sanftmütiges
und ruhiges Meerschweinchen auf einmal bissig, kann es sein, dass
es Schmerzen hat. Ein genaues Beobachten des Tierchens und ein Besuch
beim Tierarzt sind dann anzuraten.
Ein
schneller Weg, um Meerschweinchen zum Streiten zu bringen, ist übrigens,
wenn man unterschiedliche Gruppen zusammenlässt, sei es bei
einem Besuch im Garten oder bei Freunden. Es kommt dann im Allgemeinen
sehr schnell zum Streit zwischen den Männchen der unterschiedlichen
Gruppen, aber auch für Weibchen sind solche "Besuche"
nur Stress.
Heranwachsende
Tiere sind in bestimmten Zeitabschnitten besonders anfällig
für Streitereien, weil sie in dieser Lebensphase ihren Platz
in der Gruppe suchen. Das kann besonders bei Böcken in den
bereits oben erwähnten "Rappelphasen" der Fall sein
- Nähreres dazu lesen Sie hier.
Aber auch Weibchen im Alter zwischen etwa 6 und 12 Monaten können
in der Gruppe durch aggressiveres Verhalten auffallen, die älteren
Weibchen laufend herausfordern und insgesamt allen auf die Nerven
gehen. Normalerweise muss man bei "pubertierenden" Weibchen
allerdings nicht eingreifen. Etwa mit dem Ende des 1. Lebensjahres
finden sich Weibchen im Allgemeinen in ihren Platz in der Gruppe
ein und es herrscht wieder Ruhe. Hat man gleich alte Weibchen in
der Gruppe, kann es aber sein, dass das Gezicke noch über einen
längeren Zeitraum fortgeführt wird.
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