Wildmeerschweinchen
sind dämmerungsaktiv wie viele Tiere, die eine große
Zahl an natürlichen Feinden haben. Ihr Fell besitzt die typische
Wildfärbung (Agoutifärbung) mit einigen festen Grannenhaaren,
die bei Gefahr abgestoßen werden können.
Wildmeerschweinchen
leben in kleinen Gruppen, die sich - je nach Populationsdichte
in einem bestimmten Gebiet - aus einem männlichen Tier und
einem oder mehreren weiblichen Tieren mit ihrem Nachwuchs zusammensetzen.
Ein zweites erwachsenes Männchen wird in der Gruppe nicht
geduldet, heranwachsende Männchen werden frühzeitig
vertrieben. Leben die Tiere in einem Gebiet mit hoher Populationsdichte
leben junge Männchen am Rand der Gruppe bzw. als Einzelgänger
und versuchen, ein oder mehrere Weibchen für sich zu beanspruchen,
um eine eigene Gruppe zu gründen.
Die Böcke der Wildmeerschweinchen verteidigen kein Revier,
sehr wohl aber die Weibchen der eigenen Gruppe gegen fremde Männchen.
Wildmeerschweinchen
haben einen wesentlich zarteren Körperbau als Hausmeerschweinchen
und erreichen ein Gewicht von etwa 500 bis 600 Gramm. Sie besitzen
gerade Ohren und eine spitze Schnauze. Mit ihren kräftigen
Hinterbeinen können sie bis zu 70 Zentimeter hoch springen.
Meerschweinchen
leben schon seit Jahrtausenden in der Gesellschaft von Menschen.
Sie wurden vor etwa 3 000 bis 6 000 Jahren domestiziert. Primär
wurden sie als Fleisch- und Opfertier genutzt.
Hausmeerschweinchen
zeigen die typischen Veränderungen von domestizierten Tieren:
Sie besitzen kleinere Gehirne als Wildmeerschweinchen und haben
eine deutlich verringerte Fluchtdistanz dem Menschen gegenüber.
Hausmeerschweinchen werden größer und schwerer als
Wildmeerschweinchen. Außerdem zeigen Hausmeerschweinchen
eine Vielzahl unterschiedlicher Fellfarben und Fellstrukturen,
die in den letzten Jahrzehnten durch die gezielte Rassemeerschweinchenzucht
noch stark ausgebaut wurde.
Neben
den eigentlichen Meerschweinchen (Cavia) zählen noch
4 weitere Gattungen zur Familie der Meerschweinchenartigen:
das Wieselmeerschweinchen (Galea), das Felsenmeerschweinchen
oder Moko (Kerodon), das Zwergmeerschweinchen (Microcavia)
und der Mara (Dolichotis), bei dem man den Kleinen und
den Großen Mara unterscheidet.
Wie
die Wildmeerschweinchen leben auch die anderen Meerschweinchenartigen
in Südamerika. Sie bewohnen meist karge Graslandschaften
und leben wie die Wildmeerschweinchen von nährstoffarmer
Kost. Die unterschiedlichen Arten zeigen aber die verschiedensten
Anpassungen an ihren speziellen Lebensraum. Zwergmeerschweinchen
können zum Beispiel auf Büsche klettern, um an die Blätter
zu kommen, Felsenmeerschweinchen (siehe Foto links) sind geschickte
Springer und Kletterer, sowohl an Felswänden als auch in
Bäumen.
Auch
in ihrem Sozialverhalten gibt es deutliche Unterschiede zwischen
den einzelnen Gattungen.
Das graue Wieselmeerschweinchen lebt zum Beispiel in großen
gemischtgeschlechtlichen Gruppen aus mehreren Männchen und
Weibchen. Die Männchen sind relativ verträglich und
bilden eine stabile Hierarchie aus, die vom schwersten Männchen
dominiert wird. Das ranghöchste Männchen ist allerdings
nicht das einzige, das in den Genuss kommt, sich fortzupflanzen.
Bei den Wieselmeerschweinchen paaren sich alle Männchen mit
allen Weibchen.
Nicht
so friedlich im Umgang miteinander sind die kleinsten Meerschweinchenartigen,
die Zwergmeerschweinchen, zu denen die Wüstenmeerschweinchen
zählen. Männliche Wüstenmeerschweinchen sind sehr
aggressiv Artgenossen gegenüber. Die Tiere liefern einander
erbitterte Kämpfe, die bis zum Tod des unterlegenen Tieres
führen können.
Der
Große Mara (siehe Foto rechts) dagegen lebt monogam, was
bei Säugetieren selten vorkommt. Große Maras bilden
Paare, die ein Leben lang zusammenbleiben. Die Paarbildung geht
dabei primär vom Männchen aus. Es wählt - kaum
ausgewachsen - ein oft noch nicht geschlechtsreifes Weibchen zum
Partner und weicht nicht mehr von seiner Seite. Das Weibchen wird
in Gegenwart anderer Männchen eifersüchtig bewacht.