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Wie
bestätige ich richtig?
von
Marion Reich
Beim
Training von Meerschweinchen ist es wichtig, sich ausschließlich
der Methoden der Verhaltensmodifikation mit positiver Bestärkung
zu bedienen. Dabei folgt man dem einfachen "Rezept", Handlungen,
die das Tier häufiger zeigen soll, positiv zu bestätigen,
sozusagen zu belohnen, und Handlungen, die das Tier weniger oft
zeigen soll, zu ignorieren.
Um
ein Tier positiv zu bestätigen, ist es zunächst wichtig,
etwas zu finden, dass das Tier entweder gerne frisst oder durch
das es sich sonst "belohnt" fühlt. Bei Hunden kann
das zum Beispiel ein Lieblingsspielzeug sein.
Bei
Meerschweinchen hat man hauptsächlich zwei Möglichkeiten
der positiven Bestärkung, wobei es natürlich von den individuellen
Vorlieben des Tieres abhängt. Aber bei den meisten Meerschweinchen
funktioniert Futter sehr gut. Ich verwenden zu Trainingszwecken
meistens ganz kleine Stückchen von einem Salatblatt, Paprika,
Gurke oder die blümchenförmigen Pellets von Supreme Science
Selective, zerbrochen in 4 kleine Stücke. Natürlich eignen
sich im Sommer auch einzelne Grashalme und Löwenzahnblätter
(oder Teile davon) gut zum Training.
Wichtig ist, dass die Portion groß genug ist, um dem Tierchen
das Gefühl zu geben, dass es etwas zu fressen bekommt, aber
nicht so groß, dass es lange darauf herumkaut - bei Meerschweinchen
nicht immer ein ganz einfaches Unterfangen. Man kann auch einzelne
Haferflocken als Bestätigung verwenden.
Bei
der Verwendung von Futter zu Trainingszwecken muss man immer auf
den Geschmack des Tieres, das man gerade trainieren möchte,
Rücksicht nehmen, denn wenn das angebotene Futter nicht schmeckt,
hat man dadurch natürlich auch keinen Bestätigungseffekt.
Andererseits sollte man besonders bei der Verwendung von Gemüsestückchen
oder Grünfutter immer darauf achten, dass das Tier das angebotene
Futter auch verträgt - also nicht zum Beispiel im Frühling
mit den ersten Löwenzahnblättchen in größerer
Menge zu trainieren beginnen, wenn die Verdauung des Meerschweinchens
nach dem langen Winter noch nicht wieder auf wiesenfrisches Grünfutter
eingestellt ist.
Die
zweite Möglichkeit der positiven Bestätigung - und das
muss man sich als Halter durchaus klar machen - ist das Absetzen
vom Gehaltenwerden bzw. die Möglichkeit zum selbstständigen
Freilauf. Eines meiner Meerschweinchen, Freja, war mit Futter kaum
zu motivieren. Nachdem sie aber auch nach jahrelangem Training nur
gerade einmal so handzahm war und es gehasst hat, eingesperrt zu
sein, war jede Form der "Freiheit" für sie extrem
motivierend. Natürlich machte das das Training nicht gerade
einfacher.
Das Absetzen als positive Bestärkung ist ein wichtiger Grund
dafür, warum Meerschweinchen so leicht "schoßrein"
werden (mehr dazu lesen Sie hier).
Ganz
wichtig bei jeder Form von Training ist das Timing. Die Bestätigung
des erwünschten Verhaltens sollte innerhalb von wenigen Sekunden
(!), nachdem es gezeigt wurde, erfolgen. Aus diesem Grund tut man
sich beim Training wesentlich leichter, wenn man ein Brückensignal
verwendet, zB ein "Fein" mit entsprechender Stimmmodulation
oder ein anderes Lobwort, das zuvor entsprechend positiv besetzt
wurde. Man kann bei Meerschweinchen schon bei den ersten Eingewöhnungstrainingsschritten
ein Wort einführen, das man immer äußert, wenn das
Tier etwas "richtig" macht, zB Futter aus der Hand nimmt.
Auch das Training mit dem Clicker
als Brückensignal ist bei Meerschweinchen natürlich möglich.
Noch
ein Wort zur Bestrafung: Der Mensch neigt leider dazu, dem anderen
(und auch dem Tier, mit dem er arbeiten möchte) viel eher zu
sagen, wenn der andere etwas falsch gemacht hat, als wenn er etwas
richtig gemacht hat. Das führt manchmal so weit, dass geäußertes
Lob schon mit einem gewissen Misstrauen aufgenommen wird. Dabei
bringt es einen so viel weiter, Dinge, die einem gefallen, positiv
hervorzuheben, und Dinge, die einem missfallen, zu ignorieren.
Gerade beim Training von Tieren erfolgt in den letzten Jahren zum
Glück eine Abkehr von der "Du machst schon wieder etwas
falsch. Das muss ich jetzt bestraften."-Mentalität.
Strafe, egal welcher Art, führt immer nur zu Verunsicherung
und zu Stress. Und ein gestresstes Tier kann nichts lernen.
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