Was
man bei der Fütterung von Kräutern beachten sollte
von
Marion Reich
Meerschweinchenhalter,
die auf die Gesundheit ihrer Meerschweinchen achten, füttern
gerne getrocknete Kräuter als gesunde Nahrungsergänzung.
Dabei darf man die Nebenwirkungen von getrockneten Kräutern
aber nicht unterschätzen und ein Zuviel ist der Gesundheit
der kleinen Nager ganz sicher nicht zuträglich.
Prinzipiell
sollte man bei der Fütterung von Kräutern möglichst
wenig getrocknete Kräuter, sondern lieber frische Kräuter
verfüttern. Kräuter sind mineralstoffreich und können
in zu konzentrierter Form zur Bildung von Harnsteinen und Harngrieß
führen. (Näheres dazu lesen Sie hier.)
Heilkräuter
enthalten darüber hinaus bestimmte Stoffe, die zu Heilzwecken
eingesetzt werden können. Allerdings haben diese Stoffe teilweise
auch starke Nebenwirkungen, denn man darf nicht davon ausgehen,
dass pflanzliche Mittel prinzipiell harmlos sind oder nur positive
Wirkungen haben. Verfüttert man Kräuter an Meerschweinchen,
sollte man daher über ein gewisses Hintergrundwissen über
die Wirkung der einzelnen Pflanzen verfügen. Ganz besonders
gilt das natürlich, wenn man die Kräuter selbst sammelt.
Heilkräuter sollten vielfach nicht über einen längeren
Zeitraum aufgenommen werden, weil es sonst zu unerwünschten
Nebenwirkungen kommen kann. Außerdem tritt bei kontinuierlicher
Verfütterung ein Gewöhnungseffekt auf, sodass das Heilkraut
im Erkrankungsfall keine positive Wirkung mehr zeigt.
Wildkräuter:
Löwenzahn ist eine besondere Delikatesse für Meerschweinchen.
Alle Teile der Pflanzen sind fressbar. Löwenzahn hat eine harntreibende
und appetitanregende Wirkung. Er ist eiweiß- und calciumreich
und enthält unter anderem Vitamin C, Vitamin B und Provitamin
A. Achtung bei der Futterumstellung im Frühjahr! Beim Sammeln
von Löwenzahn ist darauf zu achten, dass man keine Pflanzen
an Straßenrändern oder auf gedüngten, gespritzten
oder stark mit Tierkot oder -urin verschmutzen Wiesen pflückt.
Löwenzahn ist für Meerschweinchen eine wertvolle Futterpflanze,
die nach entsprechender Gewöhnung in größerer Menge
verfüttert werden kann.
Gänseblümchen
werden ebenfalls gerne gefressen. Alle Teile der Pflanzen sind fressbar,
manche Meerschweinchen schätzen die frischen Blüten besonders,
während andere den Stängel der Blüte fressen und
die Blüte abbeißen und liegen lassen. Gänseblümchen
wirken ebenfalls harntreibend.
Die
Vogelmiere enthält Vitamin C und wird von manchen Tieren
gerne gefressen. Bei meinen Meerschweinchen erfreut sie sich aber
keiner besonderen Beliebtheit. Sie soll schmerzlindernd wirken.
Breit-
und Spitzwegerich eignen sich ebenfalls gut als Futter für
Meerschweinchen. Beide Wegerich-Arten enthält Schleim- und
Bitterstoffe sowie Vitamin C. Spitzwegerich kann unterstützend
bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden.
Klee
ist eine weltweit angebaute Futterpflanze, die sich auch in den
meisten Gärten findet. Klee enthält sehr viel Eiweiß.
Bei der Verfütterung von Klee in größeren Mengen
oder über einen längeren Zeitraum an Pferde kommt es häufig
zu einem Anschwellen von Gelenken. An Meerschweinchen sollte Klee
immer nur in kleinen Mengen verfüttert werden. Achtung bei
der Futterumstellung, da er starke Blähungen hervorrufen kann!
Klee enthält übrigens so genannte Phyto-Östrogene,
die bei Säugetieren eine empfängnisverhütende Wirkung
haben. In hohen Konzentrationen kann Klee die Symptome einer Scheinträchtigkeit
hervorrufen.
Heil-
und Küchenkräuter:
Die
Gemeine Schafgarbe wirkt appetitanregend und verdauungsfördernd,
kann allerdings bei längerer Anwendung eine Reizung des Magen-Darm-Trakts
hervorrufen.
Brennnesseln
sollten nur in getrockneter Form an Meerschweinchen verfüttert
werden. Junge Triebe haben einen hohen Gehalt an Eiweiß und
Vitaminen, allerdings wie alle Kräuter auch an Mineralstoffen,
besonders Calcium- und Kaliumsalzen. Brennnesseln haben eine schmerzlindernde,
harntreibende Wirkung. Trächtige Tiere sollten Brennnesseln
nicht therapeutisch verabreicht bekommen, da sie unter Umständen
Gebärmutterkontraktionen und damit einen Abort auslösen
können.
Dille
ist ein Gewürz- und Heilkraut, das von Meerschweinchen gerne
gefressen wird. Sie unterstützt bei säugenden Weibchen
die Milchbildung, wirkt appetitanregend und krampflösend. Dille
ist eine wertvolle Futterpflanze für Meerschweinchen, wenn
sie als frische Pflanze und nicht getrocknet verfüttert wird.
Petersilie
ist reich an Vitamin C und Vitamin A, aber auch an Calcium, Kalium
und Eisen. Sie ist stark harntreibend und sollte besonders an trächtige
Meerschweinchenweibchen nicht in großen Mengen verfüttert
werden. Petersilie ist eine wertvolle Futterpflanze für Meerschweinchen,
die von den meisten Meerschweinchen sehr gerne gefressen wird, wenn
sie als frische Pflanze und nicht getrocknet verfüttert wird.
Petersilienwurzeln sollten nicht an Meerschweinchen verfüttert
werden.
Basilikum
kann als frische Pflanze in kleinen Mengen ebenfalls an Meerschweinchen
verfüttert werden. Beim Basilikum scheiden sich allerdings
die Meerschweinchengeister. Manche Meerschweinchen lieben Basilikum,
während andere ihn regelrecht verabscheuen.
Die
Echte Kamille ist ein Heilkraut, das häufig in getrockneter
Form in Kräutermischungen Anwendung findet. Die getrockneten
Blütenköpfe enthalten die ätherischen Öle. Die
Kamille wirkt positiv bei Verdauungsbeschwerden, Krämpfen und
Koliken. Kamille kann dem Meerschweinchen auch als Tee verabreicht
werden. Eine äußerliche Anwendung ist zB bei Abszessen,
Haut- und Schleimhautentzündungen möglich. Verletzungen
des Auges sollten aber keinesfalls mit Kamille behandelt werden!
Pfefferminze
findet sich häufig in Kräutermischungen. Ihr wichtigster
Aromastoff ist das Menthol, das ihr den typischen Geruch verleiht.
Pfefferminze wirkt bei Magen- und Darmbeschwerden, appetitanregend
und entzündungshemmend.
Auch
die Melisse (Zitronenmelisse) wirkt entzündungshemmend
und verschafft bei Magen-Darm-Beschwerden Linderung. Des Weiteren
ist eine beruhigende Wirkung bei Nervosität nachgewiesen. Im
Labor zeigen Melissenzubereitungen allerdings einen Einfluss auf
Schilddrüsenhormone, wodurch bei Problemen mit der Schilddrüse
zur Vorsicht zu raten ist.
Die
Ringelblume wird häufig als Zierpflanze in Gärten
gepflanzt. Zur therapeutischen Anwendung kommen die Blüten.
Wissenschaftlich untersucht ist die Wirkung der äußerlichen
Anwendung bei Haut- oder Schleimhautentzündungen. Untersuchungen
an Meerschweinchen haben die Wirksamkeit der Ringelblume bei der
Behandlung von Hautpilzen bestätigt.
Die Ringelblume wird von vielen Tieren gerne gefressen. Eine positive
Wirkung bei Beschwerden des Magen-Darm-Trakts wird vermutet.
Salbei
wirkt ebenfalls appetitanregend und positiv auf den Verdauungstrakt.
Bei tragenden oder säugenden Tieren ist Salbei aber nicht zu
verabreichen, da er wehenfördernd wirkt und die Milchproduktion
vermindern kann.
Liebstöckel,
auch Maggiekraut genannt, kommt als Unterstützung bei Atemwegsinfekten
zur Anwendung. Es wirkt auch harntreibend und krampflösend.
Fenchel
findet bei Verdauungsstörungen, besonders bei Blähungen,
Anwendung, des Weiteren bei Atemwegserkrankungen. Therapeutisch
werden die Früchte eingesetzt. Auch die Anwendung von Fenchelöl
ist möglich, bei trächtigen und säugenden Tieren
allerdings weniger geeignet. Für die Früchte sind keine
Einschränkungen bekannt. Die frische Pflanze hat einen hohen
Gehalt an Vitamin C, die Knolle sollte (als Knollengemüse)
aber nicht oder nicht in größerer Menge an Meerschweinchen
verfüttert werden.
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